Was sind Optionsscheine?
Was sind Optionsscheine?
Optionsscheine sind sogenannte strukturierte Finanzprodukte. Sie werden von Banken oder Wertpapierhäusernherausgegeben und beziehen sich auf einen bestimmten Basiswert – etwa eine Aktie, einen Index, eine Währung, einen Zinssatz oder einen Rohstoff.
Optionsscheine sind vor allem für erfahrene und risikobereite Anleger*innen interessant. Sie eignen sich, um kurzfristige Markterwartungen umzusetzen – oft werden sie schon nach wenigen Tagen oder Wochen wieder verkauft.
Ihr Reiz liegt in der Hebelwirkung: Schon mit einem kleinen Kapitaleinsatz kannst du überproportional an Kursbewegungen des Basiswertes teilhaben – nach oben wie nach unten. Trifft deine Einschätzung zu, sind hohe Gewinne möglich. Entwickelt sich der Markt jedoch in die entgegengesetzte Richtung, droht auch ein Totalverlust.

Wie sich der Kurs eines Optionsscheins bildet
Der Preis eines Optionsscheins hängt in erster Linie von der Kursentwicklung des Basiswerts ab.
Daneben spielen weitere Faktoren eine Rolle, insbesondere die Volatilität (Schwankungsstärke) des Basiswerts sowie die Restlaufzeit.
Call- und Put-Optionsscheine
Es gibt zwei Grundtypen:
- Call-Optionsscheine gewinnen an Wert, wenn der Kurs des Basiswerts steigt.
- Put-Optionsscheine profitieren, wenn der Kurs des Basiswerts fällt.
Beispiel für einen Call-Optionsschein:
Du rechnest mit steigenden Kursen der Siemens-Aktie:
- Aktienkurs: 75,00
- Basispreis: 70,00
- Bezugsverhältnis: 0,1 (ein Schein bezieht sich auf ein Zehntel einer Aktie)
- Kurs des Optionsscheins: 1,30
- Laufzeit: 2 Jahre
Steigt die Aktie auf 80,00 Euro, erhöht sich der Wert des Optionsscheins auf rund 1,62 Euro. Das entspricht einem Plus von fast 25 Prozent, während die Aktie selbst nur rund 7 Prozent steigt.
Die Hebelwirkung sorgt also für überproportionale Gewinne – aber auch für überproportionale Verluste, wenn sich der Markt anders entwickelt.
Tipp: Mit dem Derivaterechner auf dieser Website kannst du solche Szenarien selbst simulieren.
Europäische und amerikanische Optionsscheine
- Beim europäischen Optionstyp kann das Optionsrecht nur am Laufzeitende ausgeübt werden.
- Beim amerikanischen Optionstyp ist das jederzeit bis zur Fälligkeit möglich.
In der Praxis werden die meisten Optionsscheine am Laufzeitende bar abgerechnet – also ohne tatsächliche Lieferung des Basiswertes.
Liegt der Kurs des Basiswertes unter dem Basispreis (bei Calls) oder darüber (bei Puts), verfällt der Optionsschein wertlos.
Die meisten Anleger*innen nutzen Optionsscheine daher nicht, um das Optionsrecht auszuüben, sondern um auf Preisbewegungen des Scheins selbst zu spekulieren.

Einflussfaktoren: Volatilität, Zinsen und Dividenden
Neben dem Basiswert beeinflussen weitere Größen den Preis:
Volatilität: Je stärker ein Basiswert schwankt, desto teurer wird der Optionsschein. Man unterscheidet:
- Historische Volatilität = tatsächliche Schwankungen der Vergangenheit
- Implizite Volatilität = erwartete Schwankung in der Zukunft
Steigt die implizite Volatilität, steigen die Optionsscheinpreise – weil höhere Marktschwankungen mehr Gewinnchanceneröffnen, aber auch größere Risiken für den Emittenten bedeuten.
Zinsen: Bei Call-Optionsscheinen führen steigende Zinsen meist zu höheren Kursen, bei Puts umgekehrt.
Der Effekt ist in der Regel gering und für Privatanleger*innen kaum spürbar.
Dividenden: Wenn der Emittent Aktien als Absicherung hält, erhält er deren Dividenden. Diese Einnahmen senken den Preis von Calls und erhöhen den Preis von Puts. Unerwartete Sonderdividenden können also zu Kursrückgängen bei Call-Optionsscheinen führen.
Zeitwert und Laufzeit
Mit abnehmender Restlaufzeit verliert ein Optionsschein an Wert – der sogenannte Zeitwertverfall.
Kurz vor Ablauf steigt die Hebelwirkung, aber auch das Risiko.
Man unterscheidet drei Situationen:
- Aus dem Geld: Der Optionsschein hat keinen inneren Wert (z. B. Call-Basispreis über aktuellem Kurs).
- Am Geld: Der Basispreis entspricht ungefähr dem aktuellen Kurs – starke Schwankungen möglich.
- Im Geld: Der Optionsschein besitzt bereits inneren Wert – der Zeitwertanteil ist gering.

Risiken von Optionsscheinen – das musst du wissen
Optionsscheine können reizvoll sein, bergen aber erhebliche Risiken.
- Begrenzte Laufzeit: Mit Ablauf verfällt der Optionsschein – eventuell wertlos. Je kürzer die Restlaufzeit, desto höher das Risiko durch Zeitwertverlust.
- Fremdwährungsrisiko: Wenn der Basiswert nicht in Euro notiert, wirken sich Wechselkursänderungen auf den Wert aus.
- Bonitätsrisiko: Optionsscheine sind Schuldverschreibungen des Emittenten. Gerät die Bank in Zahlungsschwierigkeiten, ist dein Kapital nicht geschützt.

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