Die erste Order aufgeben

So gibst du deine erste Order auf

Einen Kauf- oder Verkaufsauftrag nennt man an der Börse eine Order. Früher riefen Händler ihre Aufträge auf dem Parkett laut durch den Saal – heute läuft das viel einfacher. Als privater Anlegerin gibst du deine Order bequem von zu Hause über dein Online-Depot ein. Deine Bank leitet den Auftrag dann direkt und sicher an die Börse weiter.

Bevor du deine erste Order abschickst, lohnt es sich, die wichtigsten Ordertypen und Zusätze zu kennen. Mit ihnen kannst du steuern, wie dein Auftrag ausgeführt wird – und damit deine Erfolgschancen deutlich verbessern. Klingt kompliziert? Keine Sorge, es ist leichter, als du denkst.

Market-Orders: „billigst“ und „bestens“

Grundsätzlich gibt es zwei Haupttypen von Aufträgen: Market-Orders und Limit-Orders.

Bei einer Market-Order wird dein Auftrag sofort ausgeführt – und zwar zum aktuell besten verfügbaren Preis.

  • Wenn du kaufst, setzt du den Zusatz „billigst“ – du bekommst die Aktien also zum niedrigstmöglichen Preis.
  • Wenn du verkaufst, heißt der Zusatz „bestens“ – du erhältst den höchstmöglichen Preis, der gerade im Markt steht.

Der Vorteil: Deine Order wird meist sofort ausgeführt. Der Nachteil: Bei wenig gehandelten Wertpapieren kann der Preis deutlich vom letzten Kurs abweichen – und das kann teuer werden.

Limit-Orders: Preisgrenzen setzen

Mit einer Limit-Order gibst du genau an, zu welchem Preis du kaufen oder verkaufen willst.

  • Beim Kauf bestimmst du den maximalen Preis, den du zu zahlen bereit bist.
  • Beim Verkauf legst du den Mindestpreis fest, den du erzielen möchtest.

So schützt du dich vor unerwartet hohen oder niedrigen Kursen – besonders wichtig bei Aktien mit wenig Umsatz oder hoher Schwankung.

Beispiel:
Du willst 100 Aktien kaufen, der aktuelle Kurs liegt bei 10,00 Euro.

  • Mit einer Market-Order bekommst du die Aktien sofort – möglicherweise aber zu 10,20 Euro.
  • Mit einer Limit-Order bei 10,10 € kaufst du nur, wenn der Kurs höchstens 10,10 Euro beträgt.

Tipp: Für private Anlegerinnen und Anleger ist es fast immer sinnvoll, ein Limit zu setzen.

Ordergültigkeit: heute, morgen oder bis auf Weiteres

Du kannst festlegen, wie lange deine Order gültig sein soll:

  • Tagesgültig (GFD – Good for Day): Die Order gilt nur für den aktuellen Handelstag und wird am Ende gelöscht, wenn sie nicht ausgeführt wird.
  • Bis zu einem bestimmten Datum (GTD – Good till Date): Die Order bleibt bis zu einem festgelegten Datum aktiv – maximal 359 Tage.
  • Unbefristet (GTC – Good till Cancelled): Sie bleibt bestehen, bis sie ausgeführt oder manuell gelöscht wird.

Tipp: Schau in deinem Online-Depot nach, welche Gültigkeit voreingestellt ist. Sonst kann es passieren, dass eine Order einfach verfällt – vor allem bei Nebenwerten mit wenig Handel.

Ausführungsbedingungen: ganz, teilweise oder gar nicht

Du kannst außerdem festlegen, wie deine Order ausgeführt werden soll:

  • Fill-or-Kill (FOK): Die Order wird entweder vollständig ausgeführt oder sofort gelöscht.
    Beispiel: Du willst 100 Aktien zu 10,10 Euro kaufen. Wenn auf der Gegenseite nur 15 Stück zu diesem Preis angeboten werden, passiert gar nichts – die Order wird gestrichen.
  • Immediate-or-Cancel (IOC): Der Auftrag wird sofort ausgeführt – auch teilweise. Der nicht ausgeführte Rest wird gelöscht.
    Beispiel: Von deinen 100 gewünschten Aktien bekommst du 15 Stück – der Rest verfällt.

Diese Ordertypen helfen dir, Kontrolle über den Ausführungsprozess zu behalten.

Stop-Orders: Grenzen setzen und Gewinne sichern

Mit Stop-Orders kannst du dich vor Verlusten schützen oder Gewinne absichern – ideal, wenn du dein Depot nicht ständig beobachten willst. Eine Stop-Order wird erst aktiv, wenn ein bestimmter Kurs erreicht wird.

  • Stop-Sell-Order: Du verkaufst automatisch, wenn der Kurs auf deinen Stop-Preis fällt oder darunter liegt. So begrenzt du mögliche Verluste.
  • Stop-Buy-Order: Du kaufst erst dann, wenn der Kurs über deinen festgelegten Wert steigt – also wenn sich der Markt nach oben bewegt.

Sobald der Stop-Kurs erreicht wird, verwandelt sich die Order in eine Market-Order (Stop-Market-Order) und wird zum besten verfügbaren Preis ausgeführt.

Beispiel für Stop-Limit-Order:
Du willst Gewinne sichern, aber nicht unter 12,00 Euro verkaufen. Du setzt eine Stop-Limit-Order mit

  • Stop bei 13,50 Euro (aktiviert die Order)
  • Limit bei 12,00 Euro (Mindestverkaufspreis).
    Sobald der Kurs 13,50 Euro erreicht, wird deine Order ausgelöst – aber nur zu einem Preis über 12,00 Euro.

Trailing-Stops: automatischer Schutz mit Bewegung

Eine Trailing-Stop-Order folgt dem Markt automatisch. Du legst fest, wie weit dein Stop-Limit unter (oder über) dem aktuellen Kurs liegen soll – z. B. 5 Prozent oder 1 Euro.

  • Steigt der Kurs, zieht dein Stop automatisch nach.
  • Fällt der Kurs, bleibt der Stop stehen.

So sicherst du Gewinne, ohne ständig eingreifen zu müssen – dein Stop „läuft mit“, bis er ausgelöst wird.

Einrichten einer Stop-Loss-Order auf der Xetra-Plattform zur Minimierung von Verlusten und zur Erhöhung von Gewinnen, erläutert anhand eines Charts

Wie Stop-Orders auf Xetra und in Frankfurt ausgelöst werden

Im elektronischen Handel auf Xetra wird eine Stop-Order durch die tatsächlich festgestellten Preise ausgelöst. Im Spezialistenhandel in Frankfurt dagegen hängt die Aktivierung vom Kauf- oder Verkaufsangebot der Händlerinnen und Händler ab – also von den Preisen, zu denen diese bereit sind, zu handeln.

Praktisch, aber nicht narrensicher

Der große Vorteil von Stop-Orders: Du musst nicht ständig den Markt beobachten. Gerade im Urlaub oder wenn du mal eine Pause vom Börsengeschehen brauchst, ist das Gold wert.

Aber: Auch Stop-Orders haben ihre Tücken. Bei kurzfristigen Rücksetzern in einem Aufwärtstrend kann dein Stop ausgelöst werden – obwohl der Kurs kurz darauf wieder steigt. Das nennt man „unfreiwillig ausgestoppt werden“. Und bei extremen Kursbewegungen kann es passieren, dass sich keine passende Gegenorder findet. Dann bleibt dein Verkaufsauftrag unerfüllt – einfach, weil es in diesem Moment zu wenig Käufer gibt.

Stop-Orders sind also ein nützliches Werkzeug, aber kein vollständiger Schutzschild.

One-cancels-Other: Doppelt absichern, automatisch handeln

Wenn du gleichzeitig nach unten absichern und nach oben Gewinne mitnehmen möchtest, ist die One-cancels-Other-Order (OCO) ideal. Sie kombiniert zwei Aufträge – etwa eine Stop-Order und eine Limit-Order. Wird einer der beiden ausgeführt, löscht sich der andere automatisch.

Beispiel: Du besitzt eine Aktie und möchtest

  • deine Position absichern, falls der Kurs fällt → Stop-Loss-Order unterhalb des aktuellen Preises
  • und Gewinne realisieren, falls der Kurs steigt → Limit-Order oberhalb des aktuellen Preises.

Steigt der Kurs und deine Limit-Order wird ausgeführt, verfällt automatisch dein Stop-Loss-Auftrag. Fällt der Kurs hingegen und der Stop greift, wird die Limit-Order gelöscht. So bleibst du flexibel – ohne ständig nachjustieren zu müssen.

ein Diagramm, das den Stop-Loss und den Verkaufszeitpunkt über einen bestimmten Zeitraum erklärt