Dossier Handeln
Die Reise deiner Wertpapierorder – was zwischen Auftrag und Depotbuchung passiert

Du gibst bei deiner Bank oder online den Auftrag, ein Wertpapier zu kaufen oder zu verkaufen. Kurz darauf bekommst du die Bestätigung: „Order ausgeführt“. Doch was passiert eigentlich dazwischen? Hier erfährst du Schritt für Schritt, welchen Weg deine Order nimmt – von der Eingabe bis zur Buchung in deinem Depot.
1. Der Start: Du gibst deine Order auf
Am Anfang steht dein Kauf- oder Verkaufsauftrag.
Mit der Wahl des Handelsplatzes entscheidest du, welche Route deine Order nimmt:
- Xetra: Deine Order landet in der vollelektronischen Handelsplattform der Deutschen Börse.
- Frankfurt: Dein Auftrag geht in nach Frankfurt in den Spezialistenhandel.
2. Die Wegplanung: Orderzusätze bestimmen den Kurs
Wie genau deine Order ausgeführt wird, kannst du mit Orderzusätzen steuern.
Sie legen fest, zu welchem Preis, Zeitpunkt und unter welchen Bedingungen der Auftrag ausgeführt werden darf.
So kannst du die Order an deine Handelsstrategie anpassen – etwa, ob sie nur heute gültig sein soll, ob du ein Limit setzt oder ob sie automatisch ausgeführt wird, sobald ein bestimmter Kurs erreicht ist.
3. Das Fahrzeug: Auktionen und fortlaufender Handel
Je nach Markt und Ordertyp erfolgt die Ausführung in Auktionen oder im fortlaufenden Handel.
- Fortlaufender Handel (Xetra):
Zwischen 9:00 und 17:30 Uhr werden ständig aktuelle Kurse ermittelt. Sobald sich Kauf- und Verkaufsauftrag preislich decken, kommt ein Geschäft zustande. - Auktionen:
Hier werden alle Kauf- und Verkaufsorders gesammelt. Der Kurs, zu dem das größte Handelsvolumen möglich ist, wird als Einheitspreis festgelegt.
Auf Xetra gibt es täglich drei Auktionen: eine zur Eröffnung, eine untertägige Auktion (um ca. 13 Uhr, je nach Segment unterschiedlich) und eine Schlussauktion.
Im Frankfurter Parketthandel laufen Auktionen fortlaufend: Sobald der betreuende Spezialist oder die Spezialistin eine passende Order erkennt, wird eine Auktion ausgelöst.
4. Der Reiseverlauf: Nonstop oder Zwischenstopp im Orderbuch
Trifft deine Order während des fortlaufenden Xetra-Handels ein, prüft das System, ob es ein passendes Gegenangebot gibt.
Dabei gilt das Prinzip der Preis-Zeit-Priorität:
- Bester Preis zuerst,
- bei gleichen Preisen zählt der zeitlich frühere Auftrag.
Gibt es (noch) keine passende Gegenseite, landet deine Order im Orderbuch – einer Liste aller offenen Kauf- und Verkaufsaufträge, sortiert nach Preis.
Dort bleibt sie so lange aktiv, bis sie ausgeführt oder gelöscht wird. Ohne andere Angaben verfällt sie nach 90 Tagenautomatisch.
In Frankfurt gilt das sogenannte modifizierte Meistausführungsprinzip:
Ausgeführt wird zu dem Preis, bei dem das größte Handelsvolumen erzielt werden kann – oder, falls mehrere Preise infrage kommen, zu dem mit dem geringsten Überhang.
5. Der Kassenwart: Abwicklung über Clearstream
Sobald Käuferin und Verkäuferin zusammenfinden, wird das Geschäft ausgeführt.
Deine Bank erhält eine Ausführungsbestätigung und informiert dich.
Die Daten gehen dann an das Clearing- und Settlement-Haus, das den Austausch von Geld und Wertpapierentechnisch abwickelt.
Dort werden Wertpapiere von einem Depot ins andere übertragen und Zahlungsströme verrechnet.
Für die Deutsche Börse übernimmt das Clearstream Banking in Frankfurt diese Aufgabe.
Clearstream wickelt täglich über 500.000 Transaktionen in mehr als 200.000 Wertpapieren auf 39 Märkten ab – mit einem Gesamtvolumen von rund 7,5 Billionen Euro.
Heute werden Wertpapiere dabei nicht mehr physisch bewegt, sondern elektronisch verbucht.
6. Endstation Depot: Settlement abgeschlossen
Nach der Abwicklung überträgt Clearstream die Wertpapiere in dein Depot.
Parallel wird der Kaufpreis über das Konto deiner Bank bei der Clearing-Stelle (oder einer Landeszentralbank) abgebucht bzw. gutgeschrieben.
Dieser Schritt – das sogenannte Settlement – erfolgt in der Regel zwei Börsentage nach dem Handel (T+2).
Erst dann ist der Austausch von Geld und Wertpapieren vollständig abgeschlossen – und deine Order hat ihr Ziel erreicht.
7. Sonderfall: Handel mit Auslandswerten
Beim Handel mit ausländischen Wertpapieren wird es etwas komplexer.
Unterschiedliche nationale Vorschriften, Steuersysteme und technische Abwicklungswege führen dazu, dass solche Geschäfte länger dauern und teurer sein können.
Während also eine Inlandsorder einer kurzen Städtereise gleicht, ähnelt die Abwicklung ausländischer Titel manchmal einer kleinen Weltreise – von der du als Anleger*in aber kaum etwas mitbekommst.
November 2025, © Deutsche Börse AG


