Dossier Handeln

Orderzusätze und Ordertypen – der feine Unterschied

Bestens, Fill-or-Kill, Trailing-Stop, Market-to-Limit …
Diese Begriffe klingen für viele Privatanlegerinnen und Privatanleger zunächst wie Fachchinesisch. Tatsächlich handelt es sich dabei um Orderzusätze, also kleine, aber wichtige Stellschrauben, mit denen du die Ausführung deiner Wertpapierorder gezielt steuern kannst.

Was sind Orderzusätze?

Wenn du bei deiner Bank oder deinem Online-Broker einen Kauf- oder Verkaufsauftrag erteilst, kannst du Rahmenbedingungen festlegen – z. B. Preisgrenzen, Gültigkeit oder Umfang der Order.

Damit bestimmst du:

  • Wie lange dein Auftrag aktiv bleibt
  • Zu welchem Preis er ausgeführt werden darf
  • Wie er sich im Orderbuch verhalten soll

Die wichtigsten Zusätze für Privatanleger*innen sind Limits, mit denen du Preisgrenzen nach oben oder untenfestsetzt. Doch daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer Orderarten, die dir helfen, dein Risiko zu begrenzen und Chancen gezielter zu nutzen.

1. Market oder Limit – Ausführung zum besten oder festgelegten Preis

Grundsätzlich gibt es zwei Haupttypen von Aufträgen:

Market-Order

Eine Market-Order wird sofort zum bestmöglichen verfügbaren Kurs ausgeführt.

  • Billigst-Kauforder: Du kaufst zum günstigsten verfügbaren Preis.
  • Bestens-Verkaufsorder: Du verkaufst zum höchstmöglichen Preis.

Beispiel:
Du möchtest 100 Aktien der XY AG kaufen, aktuell steht der Kurs bei 10 Euro.
Bei einer Market-Order erhältst du die Stücke sofort, aber möglicherweise zu leicht unterschiedlichen Kursen – etwa zwischen 10,00 Euro und 10,20 Euro.

Limit-Order

Mit einer Limit-Order legst du eine Preisgrenze fest:

  • Beim Kauf bestimmst du den maximalen Preis, den du zahlen willst.
  • Beim Verkauf den Mindestpreis, den du akzeptierst.

Beispiel:
Du setzt ein Limit bei 10,10 Euro. Die Order wird nur ausgeführt, wenn der Kurs 10,10 Euro oder günstiger liegt.

Tipp: Limit-Orders sind besonders nützlich bei volatilen oder marktengen Werten, um ungewollt hohe Kurse zu vermeiden. Wir empfehlen, immer ein Limit zu setzen.

 

2. Gültigkeit – das „Mindesthaltbarkeitsdatum“ einer Order

Du entscheidest, wie lange deine Order im Markt aktiv bleiben soll:

ZusatzBedeutung
Good for Day (tagesgültig)Die Order gilt nur für den aktuellen Handelstag. Wird sie nicht ausgeführt, verfällt sie am Tagesende.
Good for DateGültig bis zu einem von dir gewählten Datum.
Good till Cancel (GTC)Gültig, bis du sie selbst stornierst (max. 90 Tage auf Xetra).

Achtung: Einige Broker haben eine Standardgültigkeit voreingestellt. Prüfe das, damit deine Order nicht ungewollt verfällt!

 

3. Fill-or-Kill & Immediate-or-Cancel – alles oder nichts

Diese Zusätze steuern, wie umfassend deine Order ausgeführt werden soll:

  • Fill-or-Kill (FOK):
    Entweder wird die Order komplett ausgeführt – oder sofort gelöscht.
    Sinnvoll, wenn du nur ganze Stückzahlen handeln willst, z. B. 100 Aktien auf einmal.
  • Immediate-or-Cancel (IOC):
    Die Order wird sofort vollständig oder teilweise ausgeführt. Nicht erfüllte Restmengen werden gelöscht.

Beispiel:
Du möchtest 100 Aktien der XY AG zum Limit von 10,10 Euro kaufen.
Sind aber nur 15 Stück zu diesem Preis verfügbar:

  • Mit FOK passiert nichts.
  • Mit IOC bekommst du 15 Stück – der Rest verfällt.

 

4. Stop-Orders – Verluste begrenzen und Gewinne sichern

Eine Stop-Order wird aktiv, sobald ein bestimmter Kurs erreicht wird (der Stopkurs). Danach wird sie als Market-Order ausgeführt.

Stop-Sell (Stop-Loss)

Du möchtest ein Wertpapier verkaufen, wenn der Kurs fällt.
Beispiel: Du besitzt die XY-Aktie (Kurs 15 Euro) und setzt einen Stop-Sell bei 13,50 Euro.
Sobald dieser Preis erreicht wird, wird automatisch verkauft – dein Gewinn bleibt geschützt.

Stop-Buy

Beispiel: Kurs aktuell 8 Euro, Stop-Buy bei 10 Euro. Sobald 10 Euro erreicht sind, wird gekauft.

Wichtig:
Bei sehr schnellen Kursbewegungen kann der tatsächliche Ausführungspreis vom Stopkurs abweichen. Man nennt das „ausgestoppt werden“.

 

5. Trailing-Stop – das flexible Stop-Limit

Ein Trailing-Stop bewegt sich automatisch mit dem Kurs mit.
Steigt der Preis, zieht der Stopkurs in festem Abstand (z. B. 5 % oder 1 Euro) nach oben.
Fällt der Kurs, bleibt der Stop stehen – und schützt so deine Gewinne.

Beispiel:
Du setzt einen Trailing-Stop mit Abstand von 1 Euro.
Steigt der Kurs von 10 Euro auf 12 Euro, wandert dein Stop von 9 Euro auf 11 Euro.
Fällt der Kurs wieder, wird bei 11 Euro verkauft.

Nicht alle Online-Broker bieten diese Orderart an – ein Blick in die Ordermaske lohnt sich.

 

6. Stop-Limit – Sicherheit mit Preisgrenze

Die Stop-Limit-Order kombiniert die Stop-Order mit einem zusätzlichen Limit.
Erreicht der Kurs den Stop, wird die Order aktiv, aber nur bis zu einem festgelegten Preis ausgeführt.

Beispiel:
Du setzt Stop bei 13,50 Euro, Limit bei 12,00 Euro.
Wird der Stop ausgelöst, verkaufst du nur, wenn der Kurs über 12 Euro bleibt.

 

7. One-cancels-Other (OCO) – zwei Orders, ein Ziel

Mit der OCO-Order kombinierst du zwei Aufträge – z. B. eine Stop- und eine Limit-Order.
Sobald eine ausgeführt wird, löscht das System automatisch die andere.

Beispiel:
Du setzt bei einer Aktie gleichzeitig

  • ein Limit bei 20 Euro, um Gewinne mitzunehmen,
  • und einen Stop bei 15 Euro, um Verluste zu begrenzen.

Steigt der Kurs und das Limit greift, wird die Stop-Order gelöscht – und umgekehrt.

 

8. Order-on-Event – Handeln nach Signal

Mit dieser Orderform kannst du deine Order an andere Marktkomponenten koppeln – etwa an einen Index, eine andere Aktie oder einen Future.
Sobald der gewählte Referenzwert einen bestimmten Stand erreicht, wird dein Auftrag automatisch aktiviert.

 

9. Iceberg-Order – für große Fische im Markt

Die Iceberg-Order ist vor allem für institutionelle Anleger gedacht.
Nur ein Teil der Gesamtorder ist im Orderbuch sichtbar. Sobald dieser Teil ausgeführt wurde, erscheint automatisch der nächste.
So können große Volumina platziert werden, ohne den Marktpreis stark zu beeinflussen.

 

Fazit

Orderzusätze sind das Feintuning deiner Handelsstrategie.
Sie helfen dir, Risiken zu begrenzen, Gewinne zu sichern und deine Aufträge präzise zu steuern – ob du langfristig investierst oder aktiv tradest.

November 205 © Deutsche Börse AG