Dossier Handeln
Was passiert bei einer Handelsaussetzung?
Vielleicht hast du das schon einmal erlebt: Du willst eine Aktie verkaufen – doch plötzlich erscheint die Meldung „vom Handel ausgesetzt“. Nach dem ersten Schreck kommen meist Unsicherheit und Fragen auf:
- Warum kann die Aktie nicht gehandelt werden?
- Wie lange dauert die Sperre – und was bedeutet das für deine Order?
Hier erfährst du, wann und warum es zu einer Handelsaussetzung kommt und was dann passiert.
Warum werden Wertpapiere vom Handel ausgesetzt?
Die Geschäftsführung der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) kann die Notierung eines Wertpapiers vorübergehend aussetzen,
wenn
- ein ordnungsgemäßer Handel gefährdet ist oder
- die Maßnahme dem Schutz der Anleger*innen dient.
Das geschieht vor allem, wenn wichtige Informationen über ein Unternehmen veröffentlicht werden – etwa in einer Ad-hoc-Mitteilung.
Typische Gründe sind:
- drohende oder eingetretene Insolvenz,
- erhebliche Veränderungen in der Ertragslage,
- eine Kapitalerhöhung oder andere unternehmensrelevante Ereignisse.
Eine Aussetzung sorgt dafür, dass alle Marktteilnehmer dieselben Informationen haben, bevor wieder gehandelt wird.
Ziel ist also Transparenz und Fairness – niemand soll durch Insiderwissen einen Vorteil erhalten.
Die rechtliche Grundlage findest du in
- § 72 der Börsenordnung der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) und
- § 25 des Börsengesetzes (BörsG).
Wie lange dauert eine Handelsaussetzung?
Die Dauer hängt vom Einzelfall ab. In den meisten Fällen wird die Notierung für etwa eine Stunde unterbrochen. Bei komplexeren Sachverhalten oder gravierenden Unternehmensereignissen kann die Aussetzung auch länger dauern.
Sobald der Handel wieder aufgenommen wird, erscheint eine entsprechende Mitteilung in den Bekanntmachungen der Frankfurter Wertpapierbörse auf der Webseite der Deutschen Börse Cashmarket.
Welche Wertpapiere können betroffen sein?
Grundsätzlich kann jedes an der Frankfurter Börse zugelassene Wertpapier vom Handel ausgesetzt werden – also:
- Aktien,
- Anleihen,
- Zertifikate,
- ETFs und andere.
Auch ausländische Wertpapiere können in Frankfurt ausgesetzt werden, meist dann, wenn der Handel an der Heimatbörse ebenfalls unterbrochen wurde. In diesem Fall folgt die Frankfurter Börse der Entscheidung des jeweiligen Herkunftsmarktes – etwa der New York Stock Exchange (NYSE) oder der London Stock Exchange (LSE).
Wichtig:
Eine Handelsaussetzung ist nicht dasselbe wie ein Börsenfeiertag. Wenn der Heimatmarkt wegen eines Feiertags geschlossen ist, wird das Papier in Frankfurt nicht automatisch ausgesetzt. Maßgeblich ist allein, ob ein ordnungsgemäßer Handel in Frankfurt möglich ist.
Was passiert mit meiner Order während der Aussetzung?
Sobald der Handel ausgesetzt wird, löscht die Börse automatisch alle offenen Aufträge – sowohl Kauf- als auch Verkaufsorders.
Das dient dem Anlegerschutz, da während der Unterbrechung keine faire Preisbildung gewährleistet ist.
Das bedeutet:
- Deine Limit-Orders oder Stop-Orders bleiben nicht aktiv.
- Wenn du nach der Wiederaufnahme handeln möchtest, musst du eine neue Order eingeben.
Manchmal bemerken Anleger*innen eine Aussetzung erst später, etwa wenn sie feststellen, dass ihre offene Order verschwunden ist. Ein Blick in die Bekanntmachungen der FWB schafft in solchen Fällen schnell Klarheit.
Fazit
Eine Handelsaussetzung ist kein Grund zur Panik, sondern eine Schutzmaßnahme – sie sorgt dafür, dass alle Marktteilnehmer gleich informiert sind.
Nach Klärung der relevanten Informationen wird der Handel in der Regel zügig wieder aufgenommen.
November 2025 – © Deutsche Börse AG


