Dossier Handeln
Volatilität – Schwankungen als Risiko und Chance
Pandemie, US-Wahl, Konjunktursorgen: Große Ereignisse und Unsicherheiten wirken wie Treibstoff für die Märkte. Wenn Erwartungen über die künftige Entwicklung weit auseinandergehen, wird es an den Börsen oft unruhig. Diese Unruhe hat einen Namen: Volatilität.
Was ist Volatilität?
Volatilität misst, wie stark der Preis eines Wertpapiers oder eines Index schwankt – also die Intensität der Kursbewegungen um seinen Durchschnittswert.
Je höher die Volatilität, desto stärker weichen die Kurse vom Mittelwert ab.
Je niedriger, desto ruhiger verlaufen die Märkte.
Es gibt zwei Arten:
- Historische Volatilität: beschreibt die tatsächlichen Schwankungen in der Vergangenheit.
- Implizite Volatilität: spiegelt die erwartete Schwankungsstärke in der Zukunft wider – also, was der Markt für die kommenden Wochen oder Monate antizipiert.
Wie entsteht Volatilität?
Volatilität entsteht, wenn sich Erwartungen ändern. Neben langfristigen Trends beeinflussen vor allem plötzliche Ereignisse die Märkte:
- geopolitische Spannungen,
- Konjunkturdaten,
- Notenbankentscheidungen,
- Wahlen,
- Pandemien oder Naturkatastrophen.
Trader, Anleger*innen und institutionelle Investoren reagieren unterschiedlich – manche kaufen, andere verkaufen oder passen ihre Limits an. So entstehen Kursausschläge, die die Volatilität erhöhen.
Was bedeutet Volatilität für Anleger*innen?
Volatilität ist ein Risikomaß, aber auch eine Chance.
- Für langfristige Anleger*innen steht sie meist für Unsicherheit. Wer starke Kursschwankungen schwer aushält, empfindet hohe Volatilität als Belastung – ein Grund, warum viele Deutsche Aktien meiden.
- Für aktive Trader und Profis ist sie der Nährboden für Gewinne.
Ohne Bewegung kein Handel – Schwankungen schaffen Gelegenheiten für Ein- und Ausstiege, in beide Richtungen.
Kurz gesagt: Volatilität bringt die Märkte in Bewegung – und Bewegung schafft Chancen.
Wie misst man Volatilität?
Die historische Volatilität wird mit der Standardabweichung berechnet – also dem Maß dafür, wie stark die tatsächlichen Kurse um ihren Durchschnitt schwanken. Diese Kennzahl ist Grundlage vieler technischer Indikatoren in der Chartanalyse.
Die implizite Volatilität dagegen leitet sich aus den Preisen von Optionen ab. Sie zeigt, welche Schwankungen der Markt in Zukunft erwartet.
Dafür gibt es eigene Volatilitätsindizes:
- VDAX-New: misst die erwartete Schwankung der DAX-Werte über 30 Tage.
- VSTOXX: tut dasselbe für den Euro Stoxx 50.
- VIX: gilt als „Angstbarometer“ der Wall Street und bezieht sich auf den S&P 500.
Diese Werte werden in Prozent angegeben. Ein VDAX-New von 20 Prozent bedeutet: Marktteilnehmer erwarten, dass der DAX in den kommenden 30 Tagen um rund 20 % nach oben oder untenschwanken kann.
Wann ist Volatilität „hoch“ oder „niedrig“?
Welche Volatilität als „normal“ gilt, hängt vom Zeitraum und vom Markt ab.
Historisch betrachtet:
- Deutsche Aktien: meist unter 20 Prozent
- Typische Schwankung über Jahrzehnte: 20–30 Prozent in Europa
- US-Märkte: tendenziell ruhiger, meist 15–25 Prozent
Fazit
Volatilität ist kein Feind, sondern ein Seismograph der Marktstimmung. Sie zeigt, wie groß die Spannbreite zwischen Angst und Gier ist – und wie stark Anleger*innen auf Nachrichten reagieren.
Ob du sie als Risiko oder Chance begreifst, hängt allein von deiner Anlagestrategie ab.
November 2025 – © Deutsche Börse AG
VDAX-NEW 2003–2018

Quelle: ariva.de


